Grüne Suchmaschinen wie Ecosia – Was steckt dahinter?

Grüne Suchmaschinen sind „in“ und man könnte fast meinen, jede Woche taucht eine neue, noch „grünere“ Suchmaschine auf. Aber was genau steckt hinter ihnen? Wie „grün“ sind sie wirklich? Oder sind manche auch fake? Und wie baue ich mir meine eigene „grüne“ Suchmaschine in fünf Minuten?

Green Search Engines

Ende letzten Jahres war die Suchmaschine Ecosia groß in den Schlagzeilen. Naja, vielleicht nicht „groß“, aber es wurde zumindest im Internet viel darüber berichtet: Das besondere an Ecosia ist, dass die Einnahmen, die die Betreiber erwirtschaften, mindestens zu 80% an den WWF gespendet. Damit werden, zumindest nach Angaben der Macher, mit jeder Suche im Schnitt zwei Quadratmeter Regenwald geschützt. So kann also jeder ohne großen Aufwand kann einen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten.

Und dank guter Werbung und dem guten Zweck verzeichnet Ecosia schon nach kurzer Zeit sehr viele Zugriffe. Dabei ist Ecosia bei weitem nicht die erste Suchmaschine, bei der die Einnahmen zumindest Teilweise gespendet werden. Hier mal eine kleine Liste von Suchmaschinen, die einen guten Zweck verfolgen:

  • Umlu.de
  • Forestle.org
  • Ecosia.org
  • Znout.de
  • Ecocho.eu
  • GoodSearch.com
  • Ecosearch.org
  • Greenmaven.com

So weit, so gut, und wenn man den vielen Berichten im Internet Glauben schenkt, dann sind Suchmaschinen wie Ecosia die Lösung für all unsere Umweltprobleme. Ok, das war Übertrieben, und so weit gehen nicht mal die Betreiber in Ihren Behauptungen. Aber halten die Versprechen von Ecosia und Co auch einer kritischen Betrachtung stand?

Was steckt dahinter? Ein genauerer Blick auf Ecosia

Was also verbirgt sich hinter diesen Suchmaschinen genau? Exemplarisch wollen wir einen genaueren Blick auf Ecosia werfen, denn das Prinzip ist bei allen gleich: Eigentlich ist Ecosia nichts anderes als einen andere Oberfläche für die Suchmaschinen Bing und Yahoo (die inzwischen quasi eine Suchmaschine sind). Beide bieten nämlich die Möglichkeit über kostenlose Schnittstellen (APIs) Suchanfragen zu stellen und die Ergebnisse auf der eigenen Seite anzuzeigen (mehr dazu weiter unten). Es handelt sich also bei Ecosia, Forestle, Ecocho und und all den anderen gar nicht wirklich um „echte“ Suchmaschinen.

ecosia

Suchergebnisse alleine bringen noch keine Einnahmen. Die kommen durch die Integration von Werbung: Wie bei den eigentlichen Suchmaschinen selbst binden die „grünen“ Suchmaschinen gesponserte (zur Suchanfrage passende) Links in die Ergebnisse ein, übrigens auch von Yahoo. Für jeden Klick auf einen dieser Links bekommt der Betreiber Geld (und auch der „Anbieter“ der Werbung verdient daran), und von dem dadurch verdienten Geld wird dann gespendet. Ein grundsätzlich vernünftiges Prinzip.

Wie CO2-neutral ist Ecosia?

Ecosia wirbt damit, im Gegensatz zu anderen Suchmaschinen Co2-neutral zu sein und dank des Regenwaldschutzes sogar für eine positive CO2-Bilanz zu sorgen. Aber auch wenn der Hoster, auf dessen Servern die Ecosia-Webseite liegt, allen Strom aus erneuerbaren Energiequellen bezieht, die Suchanfrage läuft noch immer auf den Servern von Yahoo und Bing und nicht auf denen von Ecosia. Die durch die Suche bei Ecosia verursachten CO2-Emissionen dürften also, wenn überhaupt nur ein klein wenig unter denen liegen, die durch die direkte Suche bei den Original-Suchmaschinen entstehen.

Und der Schutz von bestehendem Regenwald bewirkt eigentlich auch keine positive CO2-Bilanz. Der Regenwald ist ja (noch) da und „absorbiert“ bereits CO2. Sein Schutz sorgt also nicht dafür, dass mehr CO2 absorbiert wird – trotzdem ist der Schutz von Regenwald selbstverständlich gut und sinnvoll.

Und warum betreibt eine Person eigentlich so viele Suchmaschinen?

Noch etwas ist an Ecosia irgendwie seltsam: Christian Kroll, der Betreiber von Ecosia, ist auch der Betreiber von Forestle und Znout. Znout versteht sich als CO2-neutrale Suchmaschine, und gleicht immerhin den (theoretischen) CO2-Ausstoß seiner Nutzer über CO2stats durch CO2-Zertifikate aus – wie sinnvoll so etwas ist, ist wieder ein ganz anderes Thema. Forestle hingegen schützt ebenfalls Regenwald, kommt allerdings im Schnitt nur auf nur 0,1 Quadratmeter pro Suchanfrage. Forestle und Ecosia liefern übrigens bei gleicher Suchanfrage die selben Ergebnisse – Ecosia zeigt lediglich mehr Werbung an.

Die Betreiber dürften zumindest nicht schlecht an Ecosia verdienen: Laut Statistik (Stand 24.1.2010) hat Ecosia seit Anfang Dezember 16.738.753 Quadratmeter Regenwald geschützt. Dem FAQ kann man entnehmen, dass für den Schutz eines Hektars 5 Euro gespendet werden müssen. Ein Hektar hat 10.000 m², das sind 1.673,8753 geschützte Hektar, entspricht einer Spende von 8369,38 Euro. Wenn das 80% der Einnahmen sind, dann haben die Betreiber bisher 2092 Euro „einstreichen“ können. Das muss selbstverständlich nicht der Fall sein, denn nach Angabe im FAQ werden mindestens 80 Prozent der Einnahmen gespendet, also möglicherweise auch mehr.

Soll man Ecosia nun benutzen oder nicht?

Ecosia hinterlässt zumindest bei uns einen etwas seltsamen Beigeschmack. Warum drei Suchmaschinen? Warum wird bei den „Eigenschaften“ von Ecosia so übertrieben (Stichwort: CO2-Neutralität, die (deutschen) Angaben über den Datenschutz stimmen zwar, sind aber auch nur die halbe Wahrheit, wie man dem kompletten (englischen) Datenschutzhinweisen entnehmen kann, und wer unbedingt will kann noch einige andere „Ungereimtheiten“ finden)?

Andererseits wird ohne großes Zutun des Benutzers Regenwald geschützt, und das ist auf jeden Fall eine gute Sache. Selbiges dürfte auch für alle anderen „grünen“ Suchmaschinen gelten: Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, aber ganz so „grün“ wie sich manche davon geben sind sie meist nicht wirklich. Und nicht zuletzt steckt bestimmt auch so manches Mal reine Gewinnabsicht des Betreibers dahinter.

Es gibt keine einfache oder eindeutige Antwort auf die Frage, ob man solche Suchmaschinen verwenden sollte, oder nicht. Aber wenn, dann ist die Auswahl groß und jeder kann sich die „grüne“ Suchmaschine aussuchen, die ihm am besten gefällt. Es kostet den Benutzer nichts und so lange tatsächlich ein Teil der Einnahmen gespendet wird (und davon gehen wir aus) hat es auf jeden Fall einen positiven Nebeneffekt. Zumindest wenn ab und zu auch die gesponserten Links angeklickt werden (Was aber nie nur mit dem Ziel Einnahmen zu erzielen gemacht werden sollte. Denn das sehen die Werbeanbieter nicht gerne und streichen im schlimmsten Fall sämtliche Auszahlungen). Im Fall von Ecosia würden wir uns allerdings ein bisschen mehr Ehrlichkeit, Transparenz und weniger Übertreibungen wünschen.

In fünf Minuten zur eigenen „grünen“ Suchmaschine

Eine eigene „Suchmaschine“ nach dem Vorbild von Ecosia, Forestle und Co zu erstellen ist grundsätzlich ein recht einfache Angelegenheit: Bing und Yahoo bieten beide Schnittstellen, über die jeder kostenlos Suchanfragen stellen und die Ergebnisse auf seiner eigenen Seite anzeigen kann. Mit ein wenig HTML- und PHP-Kenntnissen hat man so innerhalb von ein paar Minuten seine erste, eigene Suchmaschine erstellt. Der Feinschliff für Optik und anderes dürfte dann ein wenig länger Dauern. Hier ein paar Links zu weiteren Infos und Anleitungen:

Um daraus dann eine „grüne“ Suchmaschine zu machen muss noch Werbung hinzugefügt werden. Hier bietet sich wieder Yahoo an, so kommen Suchergebnisse und Werbung aus einer Hand (Bing bietet zwar auch ein Werbe-Programm, nur ist dieses bisher noch auf die USA beschränkt). Die Einnahmen müssen dann nur noch gespendet werden und fertig ist die „grüne“ Suchmaschine.

3 Gedanken zu „Grüne Suchmaschinen wie Ecosia – Was steckt dahinter?“

  1. Ich finde es ehrlich gesagt eine Frechheit, dass hier so über Christian Kroll und Ecosia hergezogen wird. Das Team arbeitet unermüdlich und das was Ecosia geschafft hat in 10 Jahren, das soll mal eine andere Suchmaschine nachmachen. Aber klar, es ist sehr viel einfacher einfach über jemanden herzuziehen. Schämen sollte man sich. Und mal ehrlich: Ecosia ist zumindest bekannter als euer Green Computing Portal.

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